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Wechsel im Präsidentenamt beim Verwaltungsgericht

Datum: 10.02.2016

Kurzbeschreibung: Zum Monatsende Januar trat der langjährige Präsident des Verwaltungsgerichts Sigmaringen Dr. Franz-Christian Mattes (67) in den Ruhestand. Nahtlos zum 1. Februar hat sein Nachfolger Dr. Malte Graßhof (45), der bisherige Vizepräsident des Verwaltungsgerichts Karlsruhe, das Präsidentenamt übernommen.

Bild zeigt Dr. Mattes Präsident des Verwaltungsgericht aD Bild zeigt Dr. Graßhof Präsident des Verwaltungsgericht Sigmaringen

Der aus Tuttlingen stammende und in Schramberg und Horb am Neckar aufgewachsene Dr. Franz-Christian Mattes hatte sein Amt als Präsident zum 1. Oktober 1998 angetreten und hat es damit mehr als 17 Jahre innegehabt. Dabei machte er für zwei Jahre  von der gesetzlichen Möglichkeit Gebrauch, den Eintritt in den Ruhestand hinauszuschieben. Aus den Händen von Justizminister Rainer Stickelberger erhielt er am 28. Januar in Stuttgart die Urkunde des Ministerpräsidenten über die Versetzung in den Ruhestand. Gleichzeitig wurde Dr. Malte Graßhof die Ernennungsurkunde zum künftigen Präsidenten des Verwaltungsgerichts Sigmaringen ausgehändigt.

Dr. Franz-Christian Mattes hatte seine berufliche Laufbahn 1977 als Richter beim Verwaltungsgericht Sigmaringen begonnen. Nach Stationen als Dezernent beim Landratsamt hier in Sigmaringen und als wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Bundesverwaltungsgericht in Berlin gehörte er mehrere Jahre als Richter dem Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg in Mannheim an. Vor der Übernahme des Präsidentenamts beim Verwaltungsgericht Sigmaringen war er Vizepräsident des Verwaltungsgerichts Freiburg. Während seiner Präsidentschaft stand das Verwaltungsgericht Sigmaringen diesem und den beiden deutlich größeren Verwaltungsgerichten im Land in Stuttgart und Karlsruhe in nichts nach. Bei einem offiziellen Besuch im Jahr 2002 bezeichnete der damalige Justizminister Professor Dr. Goll das Verwaltungsrecht Sigmaringen vielmehr als eines der innovativsten Gerichte im Land. Bereits im Jahr 1999 hielt die Videokonferenztechnik mit der Möglichkeit der Zuschaltung von Prozessbeteiligten von auswärts hier Einzug in den Gerichtsalltag und frühzeitig wurde der damals neue E-Mail Verkehr mit den Behörden erprobt. Die stets gepflegte Offenheit für Neues erstreckte sich jedoch vor allem auch auf die personelle Entwicklung des Gerichts. Dr. Mattes holte - sein Wort hatte in der Justizverwaltung Gewicht - eine Vielzahl hervorragender junger Richterinnen und Richter zu Beginn ihrer Laufbahn an das Verwaltungsgericht Sigmaringen, deren Berufsweg, wenn sie nicht blieben, sie von hier als wissenschaftliche Mitarbeiter zum Bundesverfassungsgericht oder zum Bundesverwaltungsgericht, an ein Ministerium in Bund oder Land, vor allem aber auch in ein Richteramt in höherer Instanz führte. Lange Jahre bekleidete Dr. Mattes neben der Präsidententätigkeit auch das Amt des Vorsitzenden des Präsidialrats der Verwaltungsgerichtsbarkeit. Bis heute ist er Prüfer in der Ersten juristischen Prüfung.

Die Richterrobe trägt Dr. Franz-Christian Mattes trotz des Ruhestands weiter. Denn er bleibt weiterhin – im Ehrenamt – Vizepräsident des Verfassungsgerichthofs des Landes Baden-Württemberg. In diese hohe Funktion wurde er erst im letzten Sommer vom Landtag erneut für eine weitere Wahlperiode von neun Jahren berufen. Daneben werden ihn weitere ehrenamtliche Tätigkeiten im Ruhestand, so etwa die Aufgabe als stellvertretender Präsident des Kreisverbands Sigmaringen und stellvertretender Landesjustiziar des Deutschen Roten Kreuzes sowie die Mitgliedschaft im Vorstand des Vereins der Freunde der Erzabtei St. Martin Beuron im Ruhestand begleiten. Gleichwohl wird für die Familie – die Ehefrau und die beiden erwachsenen Kinder – und die vielfältigen privaten Interessen wie das Lesen, Reisen und die Verfolgung des aktuellen politischen Geschehens mehr Zeit bleiben.

Der 1970 in Bonn geborene Dr. Malte Graßhof kehrt als Präsident an den Ursprung seiner beruflichen Tätigkeit zurück. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Bonn und Freiburg und der Ablegung der Ersten und Zweiten juristischen Staatsprüfung schlug er das Angebot, in den Auswärtigen Dienst einzutreten aus und begann im Januar 1999 als Richter beim Verwaltungsgericht Sigmaringen. Nach knapp drei Jahren wurde er von hier für vier Jahre als wissenschaftlicher Mitarbeiter an das Bundesverfassungsgericht abgeordnet. Weitere Stationen waren das Justiz– und das Staatsministerium Baden-Württemberg, der Gerichtshof der Europäischen Gemeinschaften und der Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg. Als Richter am Verwaltungsgerichtshof wurde ihm im Jahr 2009 die Leitung des Referats „Personal der Fachgerichtsbarkeiten, Dienstrecht“ beim Justizministerium übertragen und 2013 erfolgte schließlich die Ernennung zum Vizepräsidenten des Verwaltungsgerichts Karlsruhe. Dr. Graßhof ist seit vielen Jahren in der Ausbildung und Prüfung der jungen Juristen tätig, derzeit als Mitglied des Landesjustizprüfungsamtes Prüfer im Zweiten juristischen Staatsexamen. Von 2006 bis 2013 hielt er als Lehrbeauftragter regelmäßig Vorlesungen im Verfassungs-, Europa- und Völkerrecht an der Universität Tübingen. Seit vielen Jahren tritt er als Autor und Herausgeber juristischer Fachveröffentlichungen sowie als Referent bei internen Fortbildungsveranstaltungen der Justiz insbesondere zum richterlichen Dienstrecht hervor. Den Angehörigen des Verwaltungsgerichts trat er bei seinem Amtsantritt als Präsident am 1. Februar in einer kurzen Ansprache als in gleicher Weise zupackend und einfühlsam gegenüber und alsbald machte die anfängliche Neugier beginnender Sympathie Platz. Dr. Graßhof hat sich der im Wesentlichen für den Bodenseekreis zuständigen 2. Kammer des Gerichts als deren Vorsitzender Richter angeschlossen.

Die offizielle Verabschiedung von Präsident a. D. Dr. Franz-Christian Mattes durch Justizminister Stickelberger ist zusammen mit der Amtseinführung des neuen Präsidenten Dr. Malte Graßhof zu einem derzeit noch nicht feststehenden Termin vorgesehen. (Bi.)

 

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